Ferhat Sentürk, ehemals AfD-Politiker, ist seit Monaten in der rechten
und rechtsextremen Szene in Aachen aktiv.
Über den AfD-Politiker Matthias Helferich (MdB) konnte Ferhat S. sich
bundesweit vernetzen. Er beteiligte sich an mehreren rechtsextremen
Aufmärschen und organisierte zuletzt mit bekannten Neonazis einen
Nazi-Aufmarsch in Berlin am 14.12.
In Aachen fiel Ferhat, neben seiner übermäßigen Präsenz auf der
Plattform TikTok und bei AfD-Veranstaltungen, durch einen gewaltsamen
Angriff auf Antifas auf.
Seit einigen Wochen erhalten wir, Antifa Jugend Aachen, in
unregelmäßigen Abständen Nachrichten und Anrufe von Ferhat S.
Diese Nachrichten beinhalten neben wirren Liebesbekundungen auch bewusst
interne AfD-Informationen und rechtsextreme/ nationalsozialistische
Parolen.
Ferhat wuchs in Aachen Rothe-Erde auf. In seiner Jugend beteiligt er
sich an Podiumsdiskussionen und an antirassistischen Projekten.
Er probierte sich zwischenzeitlich als Rapper und veröffentlichte
mehrere Tracks. In denen ging es viel um die Lebensverhältnisse in Rothe
Erde, geprägt von Armut und sozialer Ungerechtigkeit.
Außerdem veröffentlichte er einen Disstrack gegen Cashmo, ein Rapper,
der mit seinem rassistischen und völkisch-nationalistischen
Track „Alman“,
„, zum Helden für die rechte Szene geworden ist.
Mitschüler*innen berichten, dass er in seiner Schulzeit schon in Kontakt
mit Drogen stand und mutmaßlich auch gedealt hat.
Er verbrachte viel Zeit im Josefshaus, einem offenen Jugendzentrum im
Aachener Ostviertel. In diesem Jugendzentrum kam er wahrscheinlich das
erste Mal in Kontakt mit der AfD.
Der Sozialarbeiter Jan-Peter Trogrlic trat 2016 der AfD bei und arbeitet
noch bis 2018 im Jugendzentrum, bevor er dann nach Brandenburg zog.
Nach eignen Angaben ist Ferhat im Sommer 2023 der AfD Aachen
beigetreten. Vor Allem fiel er im Wahlkampf vor der Europawahl auf, da
er sich dort an Infoständen und Kundgebungen der AfD meistens in den
Vordergrund stellte, dabei filmte er sich häufig.
Sein Engagement für den Stadtverband wurde damit belohnt, dass er
zeitweise als Beisitzer des Vorstands der AfD-Aachen fungierte.
Im Sommer sprach er auf kleinen Kundgebungen der Querdenker-Szene in
NRW. Außerdem versuchte er mit dem „Alternativen
Forum“,
„, ein eigenes rechtes Medienportal aufzubauen. Allerdings ohne
nennenswerten Erfolg.
Nachdem Ferhat immer mehr dem MdB Matthias Helferich nach eiferte,
verlor er seinen Rückhalt im Stadtverband. Hintergrund dafür ist der
anhaltende Machtkampf im Landesverband der AfD.
Helferich, gegen den auch ein Parteiausschlussverfahren läuft, steht
dabei in der rechtsextremsten Ecke der AfD und fordert mehr
Unterstützung für das rechtsextreme Parteiumfeld.
Nach seinem Vorbild hat Ferhat angekündigt, dass er in Aachen eine Junge
Alternative aufbauen will. Doch als ein Vortrag der JA Köln, welcher
wohl die Strukturen für die Gründung der JA Aachen legen sollte, durch
Antifas gestört wurde, verlor er seinen vollständigen Rückhalt. Ein
Parteiausschlussverfahren wurde eingeleitet.
Außerdem schlug Ferhat an diesem Tag auf Demonstrant*innen mit einem
Pizzaschieber ein.
Spätestens ab diesem Punkt fokussierte sich Ferharts Inhalte fast
ausschließlich auf die Arbeit von antifaschistischen Gruppen in Aachen.
Zusätzlich verbreitet er auf TikTok teilweise falsche Informationen, so
behauptet er, dass Antifas Soldat*innen vor der lokalen Kaserne
Angegriffen hätten.
Die internen Streitereien gipfelten am 01.12. beim Kreisparteitag der
AfD Aachen, bei welchem er nur noch als Gast anwesend war.
Vor Ort wurde ein Antrag, ihn vom Parteitag auszuschließen, eingereicht.
Daraus resultierte ein Handgemenge, nachdem Ferhat von der Security aus
dem Hotel begleitet wurde.
Am nächsten Morgen verkündetet er, dass er aus der AfD ausgetreten sei
und nun seine eigene Partei gründen wolle.
Schon vor seinem Austritt aus der AfD kündigte er an, am 30.11. in
Bremen und 14.12 in Berlin auf rechtsextremen Demonstrationen Reden zu
halten. Die Demo in Bremen wurde später abgesagt.
In Berlin nahmen ca. 60 Teilnehmer*innen teil, bei welchen es sich
hauptsächlich um lokale junge Neonazis handelte. Nach einer
erfolgreichen Blockade der Demo, kündigt Ferhat an mit dem diffusen
Bündnis „Allianz NRW“ eine Demonstration durch Aachen machen zu wollen.
Beim JA Treffen in der Pontstraße kamen schon interne Vorwürfe gegen
Ferhat auf, er solle den Treffpunkt weitergegeben haben, um Gegenprotest
und damit Aufmerksamkeit zu generieren.
Über einen Fake-Account hat Ferhat uns Informationen zum
Kreisparteitag weitergegeben.
Über seine Beweggründe lässt sich nur spekulieren. Es ist aber davon
auszugehen, dass Ferhat gehofft hat mit massivem Gegenprotest nochmal
Aufmerksamkeit auf seine Person lenken zu können oder auch den Parteitag
zu sabotieren. Über den Fake-Account äußerte er sich sehr enttäuscht
darüber, dass es kaum Gegenprotest gab.
Am 04.12. tauchte Ferhat bei der Kundgebung zu den Angriffen auf Rojava
auf. Dort provozierte er Antifas und zeigte eine Rednerin an.
Das ist zusätzlich erwähnenswert weil vermutet wird, dass Ferhat
Verbindungen zu den Grauen Wölfen hat.
An diesem Abend hat er angefangen uns von seinem privaten Instagram
Account zu kontaktieren. Die Nachrichten sind so wirr, dass sich
vermuten lässt, dass er in irgendeinem Rausch war.
Nach der Demo in Berlin passierte das nochmal. Dabei singt er in
Sprachnachrichten, wahrscheinlich in Begleitung von Neonazis, unter
anderem das Teufelslied von der SS.
Nicht nur in seinem Verhalten derzeit, sondern auch schon im Jugendalter
soll Ferhat versucht haben sich selber ins Rampenlicht zu rücken. Doch
viel mehr als in seinem Verhalten, sehen wir eine Veränderung in der
Methodik und den Inhalten, die er nutzt, um dies zu erreichen.
Dabei steht die Selbstdarstellung in seinen Auftritten und Projekten im
Vordergrund. Ferhat versucht sein Gesicht und seinen Namen bewusst mit
Ereignissen zu verknüpfen, die medial viel Aufmerksamkeit erregen.
Ob er dafür mit militanten Neonazis abgelichtet werden muss oder
faschistische Ideologie verbreitet, scheint fast zweitrangig zu sein –
darf aber nicht vergessen werden.
Bei Ferhat S. handelt es sich um einen organisierten extrem rechten
Akteur, der gewaltbereit und motiviert ist. Es bedarf einen aktiven
Kampf gegen seinen Versuch sich in Aachen zu etablieren.
Er ist sich seinen Nachrichten, als auch ihrer Bedeutung, bewusst und
entfernt diese meisten am Morgen danach. Wir dürfen sie nicht
relativieren oder akzeptieren.
Gegen den Faschismus – für eine solidarische Gesellschaft!
Am 18.01. Naziaufmarsch verhindern!